Liebes Publikum, verehrte Freunde der Herrenchiemsee Festspiele!

Es ist uns eine besondere Freude und Ehre, Sie heute bei den Herrenchiemsee Festspielen 2024 zu begrüßen.

Das Festspielprogramm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Ein ewig Rätsel will ich bleiben …“, einem der berühmtesten Zitate Ludwigs II. Diese Worte des Königs, die einem seiner persönlichen Briefe entnommen sind, bestimmen die Dramaturgie unserer diesjährigen Konzerte mal mehr, mal weniger offensichtlich.

Dass das barocke Repertoire Johann Sebastian Bachs oder Antonio Vivaldis auch heute noch manche Überraschung – und damit nicht zuletzt auch manches „Rätsel“ – bereithält, zeigen unsere facettenreichen Instrumentalkonzerte. In „Bachs Italianità“ begegnen wir dem Einfluss Vivaldis auf den großen deutschen Barockmeister und seiner Auseinandersetzung mit Pergolesis „Stabat mater“. Bach stellte die Musik des Italieners nahezu unverändert in einen neuen inhaltlichen Kontext – nein! Kein Plagiat! Im damaligen Verständnis galten derartige Reminiszenzen als Ehrfurchtsbezeugung und Ausdruck tiefster Bewunderung.

Einen weiteren Schwerpunkt des diesjährigen Festspielprogramms bildet Mozarts „Zauberflöte“ – ein Werk, das nicht zuletzt auch noch einmal an die legendäre Ära Enoch zu Guttenbergs erinnert, der mit seiner Interpretation der „Zauberflöte“ damals einen unvergesslichen und wegweisenden Akzent am Chiemsee setzte. Heute präsentieren wir Ihnen die „Zauberflöte“ in einer vielleicht ein wenig eigenwilligen, „schlanken“ Dramaturgie, die die so vielfältigen mythologischen Inhalte der Oper aber nicht minder hervorhebt. Tatsächlich will auch Mozarts „Zauberflöte“ per se tatsächlich „ein ewig Rätsel“ bleiben …

… was nicht weniger für das Werk Anton Bruckners gilt, dessen Geburtstag sich 2024 zum 200. Mal jährt. Die Universalität seines symphonischen Gesamtwerks macht den Romantiker zu einem der größten Mythen der europäischen Musikgeschichte. Aus dem Dunstkreis Richard Wagners führt Bruckners symphonischer Kosmos hinaus in die transzendente Atmosphäre der Neunten, die „vollendet unvollendet“ dem „lieben Gott“ gewidmet ist und deren Blick zum Universum keinesfalls zufällig das Programm der Herrenchiemsee Festspiele 2024 beschließt: In unserer Gegenwart, in der das empirische Wissen der Menschheit ein bisher nie gekanntes Ausmaß erreicht hat, ist es vielleicht sogar ein besonderes Geschenk, dass nicht alles bis ins letzte Detail aufgeklärt werden muss, dass manches Rätsel auch ein Rätsel bleiben darf …

Mögen Sie gemeinsam mit uns und unseren Künstlern die Herrenchiemsee Festspiele 2024 genießen.

Herzlichst
Ihr Josef Kröner
Geschäftsführender Intendant