Herrenchiemsee und Frauenchiemsee
Die Festspiele Herrenchiemsee sind dem genius loci, dem einzigartigen Charakter ihrer Aufführungsstätten, in besonderer Weise verpflichtet. Denn die Herreninsel ist als einer der wichtigsten kulturhistorischen Standorte Deutschlands weit mehr als nur die romantische Kulisse für ein weltbekanntes Königsschloss. So zählen die Chiemsee-Inseln zu den frühesten belegten Siedlungsräumen des bayerischen Voralpenlandes. Um 630 entstand auf Herrenchiemsee eine Klosteranlage – eine der ersten nördlich der Alpen. Um 770 ließ dann Herzog Tassilo III. zwei ausgedehnte Klosteranlagen errichten: ein Benediktinerinnenkloster auf der Fraueninsel; sowie einen Neubau des bestehenden Männerklosters auf der Herreninsel. Die Namen beider Orte spiegeln bis heute diese klösterliche Tradition.
Beide Klöster schrieben Geschichte. Von Herrenchiemsee brachen die Mönche Kyrill und Method auf, um die Christianisierung Osteuropas zu betreiben. Als eine der ersten Äbtissinnen von Frauenchiemsee wirkte Irmingard, die Tochter Ludwigs des Deutschen, deren Seligsprechung zugleich die zentrale Bedeutung des Klosters für die Kulturs Altbayerns dokumentiert.
Bis in die napoleonische Zeit beherrschte das Bistum Chiemsee die Region als religiöses und künstlerisches Zentrum mit bedeutender Musiktradition. 1676 schuf Lorenzo Sciasca mit dem 1803 zerstörten Inseldom eine der ersten großen Barockkirchen italienischen Stils nördlich der Alpen. Ludwig II schließlich erwies sich als ökologisch denkender Monarch, indem er die Insel 1873 für das Königreich Bayern erwarb und damit die uralten Baumbestände in letzter Minute vor dem Abholzen bewahrte. Ein weiteres Mal schrieb der Ort im Jahr 1948 Geschichte, als hier der Verfassungskonvent tagte, der Deutschland nach der Barbarei der Nazidiktatur ihre demokratische Rechtsgrundlage gab.
Als 1803 im Zug der Säkularisation die Klöster gewaltsam aufgehoben wurden, gestaltete sich die Schicksal beider Inseln extrem unterschiedlich.
Auf Frauenchiemsee gründete sich 1828 eine der ersten Künstlerkolonien Deutschlands. Das Kloster wurde in seine Rechte wieder eingesetzt und besteht bis heute. Grandiose Baudenkmäler – darunter die karolingische Torhalle und das romanische Münster – bezeugen die Kontinuität einer zwölfhundertjährigen Kultur.
Die Herreninsel hingegen verwaiste, wurde zerstört und ausgeplündert, bis Ludwig II. sie für das Königreich Bayern erwarb und sein Traum-Versailles in Gestalt des Schlosses Herrenchiemsee errichtete: eine „Festung der Einsamkeit“, die nach dem Willen des Erbauers niemand außer ihm und seiner Dienerschaft betreten sollte.
Sehenswürdigkeiten
Herreninsel und Fraueninsel
Herreninsel
Ein französisches Barockschloss inmitten einer bayerischen Chiemsee-Insel. Tagsüber lebendiger Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt, abends, nach Ablegen des letzten Dampfers, ein magischer Ort der Stille. 1878 schuf Ludwig II. mit Herrenchiemsee sein genial unzeitiges Abbild von Versailles als Verwirklichung eines barocken Widerspruchs in sich: den Königshof als Schäferei.
Fraueninsel
Auf Frauenchiemsee gründete sich 1828 eine der ersten Künstlerkolonien Deutschlands. Das Kloster wurde in seine Rechte wieder eingesetzt und besteht bis heute. Grandiose Baudenkmäler – darunter die karolingische Torhalle und das romanische Münster – bezeugen die Kontinuität einer zwölfhundertjährigen Kultur.
Chiemsee und Chiemgau
Chiemsee
Mit über 80 Quadratkilometern Wasserfläche, mehr als 70 Meter tief, ist der Chiemsee, das Bayerische Meer, Bayerns größter See. Drei Inseln geben dem See ihr Gepräge: die Herreninsel mit dem Schloss Herrenchiemsee, die klösterliche Fraueninsel und die kleinere Krautinsel. Schon in prähistorischer Zeit besiedelt, finden sich auf den Inseln Spuren von Kelten und Römern, mit der Christianisierung im 7. und 8. Jahrhundert wurde der Chiemsee ein christliches Zentrum. Heute ist einer der größten Anziehungspunkte das Schloss Ludwigs II., das seit dessen Tod 1886 Menschen aus aller Welt besuchen.
Chiemgau
Das Land um den Chiemsee ist eine der reizvollsten Urlaubsregionen Europas. Aus der eiszeitlichen Moränenlandschaft zwischen Salzach und Inn entstanden, bietet der Chiemgau von alpinen Regionen bis zur lieblichen Seelandschaft alles, was Erholungssuchende und Genießer suchen. Zahlreiche Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie der Verzicht auf Motorboote auf dem Chiemsee dokumentieren den Willen der Chiemgauer, Tourismus und Natur in Einklang zu bringen. Aber nicht nur Wintersport und Sommerfrische ziehen Besucher an; Klöster, Kirchen, Schlösser und Museen, und nicht zuletzt die Nähe zu Salzburg, machen den Chiemgau zu einer Kultur-Landschaft ersten Ranges.