Barocke Phantasien. Zunächst erklingen – als Grundlage des Diskurses – große und zukunftsweisende Ausprägungen barocker Musik: Deutsche Kirchenkantaten neben der Koloraturenkunst der italienischen Oper, Corellis Kirchensonaten neben Bachs Konzerten, die strahlende Hofmusik von Versailles neben den sensiblen, manchmal leidenschaftlich zerrissenen Cembalowerken des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel. Vor allem aber werden die barocken Hommagen späterer Generationen hörbar. So hüllt Mozart Händels Oratorium »Der Messias« ins Klanggewand der Wiener Klassik. Felix Mendelssohn Bartholdy offenbart ein tief romantisch eingefärbtes Bild von Bach. Richard Strauss verwandelt mit seiner »Ariadne« die Muster der barocken Oper in ein abgründig heiteres Spiel im Spiel.
Aber auch wehmütige Anklänge werden hörbar: sei es die Beschwörung eines Bach-Chorals in Alban Bergs Violinkonzert oder die halb ernste, halb ironische Verneigung vor einer untergegangenen Welt in Ravels »Le Tombeau de Couperin«.